Guatemala ist ein Land, das uns von der ersten Minute schlichtweg begeistert hat. Dass wir uns im Voraus zu wenig über dieses einmalige Land informiert hatten, bemerkt man unter anderem daran, dass wir dachten in nur eineinhalb Wochen alles gesehen zu haben- nun sind 6 Wochen vergangen und wir sind immer noch hier! (wobei wir die letzten Tage eher gezwungenermaßen bleiben mussten, doch dazu später).
Nachdem wir es von Belize aus grad und grad noch geschafft haben, dem inoffiziellen Grenzübergang nach Guatemala aus dem Weg zu gehen und doch die legale Variante zu probieren, gings auf die Miniinsel Flores, die im See Peten-Itza liegt, von wo aus man die im Regenwald liegende Mayastätte TIKAL besuchen kann.
Uns hat schon Palenque in Mexico begeistert, doch Tikal haut uns noch mehr um. Es liegt auf einem riesigen Gelände mitten im Dschungel und als wir die Pyramide Nr. 4 erklommen hatten (spätestens hier lachte uns unsere nicht mehr vorhandene Kondition aus), sahen wir die einzelnen Spitzen der Tempel die aus dem Duschgungeldach hervorragten, begleitet vom Geschrei der Howler-Affen.
Tikal - Spherical Image - RICOH THETA
Von Flores ging es nach LANQUIN und diese abenteuerliche Fahrt verlangte ordentliches Sitzfleisch und absolut keine Reisekrankheit. (Zu dem Zeitpunkt hatten wir ja noch keine Ahnung welch andere Fahrten uns in diesem Land noch bevorstanden).
In Lanquin nisteten wir uns in dem unheimlich süßen, direkt am Fluss liegenden Hostel El Retiro ein, wo wir gleich 4 Nächte blieben. Neben River-tubing und Fledermaus-Höhlen-Erforschen, befindet sich einer der schönsten Orte in ganz Guatemala dirket neben uns – der Nationalpark SEMUC CHAMPEY! Mit seinen türkisfarbenen, auf verschiedenen Ebenen liegenden Pools, hatten wir das Gefühl in einer anderen Welt zu sein.
Unsere Reise führte uns in einer 9-stündigen Minibusfahrt mit viel Geholpere über alle möglichen Pässe in den Ort CHICHICASTENAGO (kurz Chichi), wo donnerstags und sonntags der größte Markt seiner Art in Zentralamerika stattfindet – definitiv einen Besuch wert. So gibt es doch mitten in dem Chaos eine Art von Ordnung, in der man von Töpferware über Trachentstoffe zu Kulinarischem aller Art und bunt gefärbten Kücken, alles findet.
Gegen Abend merkten wir schon, dass es kühler wurde und ein Blick auf unseren Höhenmesser zeigte uns, dass wir nun schon auf ca. 2000m waren.
Von QUETZALTENANGO (kurz Xela) aus, unterahmen wir eine 3-tägige Wanderung zusammen mit Quetzaltrekkers (eine Organisation, die nur von Volunteers geführt wird und deren Einnahmen an Straßenkinder in Guatemala gehen) bis zum LAGO ATITLAN. Mit schwerem Rucksack wanderten wir durch Nebelwälder, Maisfelder, Kaffeeplanatagen und kleine Dörfer, bevor wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang über dem Lago Atitlan präsentiert bekamen. Übernachtet wurde in Dörfern auf dem Weg, bei Familien, wo wir die Chance bekamen, in einem Temazcal (einer traditionellen Sauna der Maya) unsere müden Körper zu wärmen und zu waschen.
Am See angekommen, entschieden wir spontan unsere weitere Route ein bisschen zu ändern, denn der 1. November stand bevor – the day of death – der anscheinend im Hochland und dort insbesondere im Dorf TODOS SANTOS (das Dorf Allerheiligen) als DAS Event des Jahres gilt – ein Pferderennen.
Die Woche davor trinken die Reiter (jedes Dorf stellt einen Reiter) sowie die Dorfbewohner bereits Tag und Nacht durch und am 1. November treten die Reiter gegen einander an – Gewinner ist derjenige, der am Ende des Tages noch am Pferd sitzt. Es war eine riesen Gaudi zuzuschauen, doch leider bekamen wir auch einige sehr unschöne Szenen mit.
Nach ein paar Wanderungen auf eigene Faust in Todos Santos und auch im Dorf NEBAJ (wo wir uns etwas wie in Tirol fühlten, wären da nicht Bananenbäume und Palmen im Bild) gings für uns wieder zum Lago Atitlan zurück.
Unsere Transportmittel waren die ganze Zeit die berühmtberüchtigten Chickenbusse, in denen es nie langweilig wurde, denn sie gaben uns, begleitet von lauten Soundanlagen und heiloser Überfüllung das Gefühl, in einer Achterbahn zu sitzen. Außerdem sind sie die kostengünstigste Variante, um von A nach B zu kommen.
Der Lago Atitlan ist umgeben von 3 Vulkanen und umrundet von vielen kleinen Dörfern, wobei jedes seinen eigenen Charakter hat. Wir entschieden uns für SANTA CRUZ DE LA LAGUNA, denn von dort kann man einige tolle Wanderungen starten. Empfohlen wird hier jedoch einen kostenlosen Touristenpolizisten mitzunehmen bzw. in größeren Gruppen zu wandern, denn leider werden hier immer wieder Touristen auf Wanderungen überfallen.
Da es uns dort so gut gefiel, blieben wir eine ganze Woche am See um uns Spanisch-Kenntnisse anzueignen.
Als vorerst letzter Stop in Guatemala war die bunte im Kolonialstil erbaute Stadt ANTIGUA geplant, in der wir insgesamt fast 10 Tage in einem traumhafen AirBnB verbrachten und von wo aus wir auf die 2-tägige Vulkanbesteigung des ACATENANGO starteten. Uebernachtet wurde in Zelten auf dem Acatenango, mit spekatkulärem Blick auf den lavaspeienden Nachbarvulkan FUEGO.
Spontan entschieden wir uns, weitere 4h bis zur Gefahrenzone des Fuegos zu wandern. Das Gefühl dort zu stehen, war unbeschreiblich.
Vor uns der lavaspukende Fuego, rechts von uns ein quitschiger Sonnenuntergang, aus dem heraus weitere Vulkanspitzen ragten, hinter uns der in der Abendsonne glühende Acatenango und links von uns die schillernden Städte Antigua und Guatemala City.
Acatenango - Spherical Image - RICOH THETA
Da eine Freundin von uns ankündigte, spontan nach Guatemala zu kommen, entschieden wir (bevor es nach El Salvador weitergehen sollte), sie am Flughafen von Guatemala City abzuholen und am nächsten Tag dann weiterzureisen. Doch leider kamen wir nicht so weit, denn im Bus Richtung Grenze von El Salvador wurde Pitts Tagesrucksack inkl. Pass, Führerschein, Kreditkarte, Kameras usw. gestohlen. Nach einer Botschafts-, Konsulats- und Ministeriumsschlacht in unserem spärlichen Spanisch haben wir leider erfahren, dass Pitt zurück nach Luxemburg fliegen muss, um dort seinen neuen Pass zu beantragen! Tja..ich werde wieder retour nach good old Antigua fahren, wo ich mir nochmal einen Spanischkurs gönne.
Auch wenn wir Guatemala mit einer unguten Situation abschließen, sind es doch die vielen schönen und positiven Erlebnisse, die uns in Erinnerung bleiben. Auch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaf der hier lebenden Menschen zählt dazu.
Next stop (hoffentlich bald) EL SALVADOR!!
Text: Aurelia (Reise-Expertin) & Pitt
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