Vor meiner Zeit bei iDEALTOURS war ich Flugbegleiterin bei Eurowings in München und hatte als Stewardess die Möglichkeit, die verschiedensten Länder der Welt zu bereisen. Gerne denke ich daran zurück! Für immer in Erinnerung bleibt mir ein besonderer Aufenthalt in Mexiko mit meiner Schwester – ein Wochenende, das von Pleiten, Pech und Pannen geprägt war! Trotzdem war es eine einzigartige Reise, von der ich euch berichten will.
September 2018: Meine Schwester Victoria absolvierte im Rahmen ihres Studiums ein Auslandssemester in Mexiko und als ich endlich einen Flug nach Cancún in meinem Dienstplan hatte, beschlossen Victoria und ich, uns vor Ort zu treffen. Genauen Plan machten wir uns keinen – einfach nach dem Motto „Schau ma mal, des wead scho wean!“ wollten wir gemeinsam Zeit verbringen.
Vier Tage standen uns zur Verfügung bis zu meinem Rückflug. Kurzerhand mieteten wir uns ein Auto - viel zu teuer, denn in Mexiko wird für Fahrer unter 25 eine spezielle Versicherung verlangt, aber was blieb uns anderes übrig? Und so fuhren wir los. Wir kannten uns beide ein wenig aus in Cancún, da wir beide nicht zum ersten Mal dort waren, und freuten uns einfach auf ungezwungene, gemeinsame Tage.
Unser erstes Ziel war der Ort „Las Coloradas“. Schon des Öfteren hatten wir Fotos von Freunden und Bekannten gesehen, die stolz vor dem See mit pinkem Wasser posierten. Wir wollten uns selbst ein Bild davon machen und uns vergewissern, dass die Farbe nicht nachbearbeitet war. Endlich dort angekommen konnten wir unseren Augen nicht trauen: Wir standen tatsächlich vor einem See, dessen Wasser nicht pinker hätte sein können! Als Beweisfoto habe ich hier ein Foto für euch:
Die 3-stündige Autofahrt dorthin hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Trotz Klimaanlage im Auto waren die Temperaturen fast nicht zu ertragen und die Autositze waren komplett durchgeschwitzt. Aus diesem Grund beschlossen wir, zum Hotel zurück zu fahren. Gerne wollten wir vor dem Abendessen noch kurz in den Pool springen – und an dieser Stelle wähle ich nun ganz bewusst die Möglichkeitsform – denn aus diesem abkühlenden Bad wurde leider nichts. Warum nicht?! Naja, dafür gibt es mehrere Gründe:
Bestens gelaunt fuhren wir den Highway entlang, hörten laut Reggaeton Musik und sangen ausgelassen mit (im Gegensatz zu meiner Schwester spreche ich kein einziges Wort spanisch und das Kauderwelsch ist vorstellbar). Wir genossen die Zeit miteinander, schließlich hatten wir uns monatelang nicht gesehen. Wie am Morgen mussten wir auf halber Strecke eine Mautstelle passieren, an welcher man für ein paar mexikanische Pesos die Grenze zwischen zwei Bundesländern passiert. Wir waren der festen Überzeugung, dass sich die Mautgebühr auch mit Kreditkarte begleichen lässt - unser gesamtes Bargeld hatten wir nämlich im Laufe des Tages ausgegeben – damit lagen wir allerdings leider falsch. Ein freundlicher Beamter, der etwas an unserer Intelligenz zweifelte, wies uns daraufhin, dass sich der nächste Geldautomat ca. 100 km entfernt befindet.
Ernüchtert von dieser Aussage manövrierten wir unser Mietauto aus der Mautstelle hinaus, drehten auf der Autobahn um und fuhren auf der Gegenspur zurück zum Bankomaten. Zum Glück hatten wir vorher noch getankt, ansonsten wären wir wohl auch noch in der Pampa liegen geblieben. Eine Stunde später erreichten wir unser Ziel, holten uns Geld (und das nicht zu wenig) und fuhren die Strecke wieder retour zur Mautstelle.
Da meine Schwester schon länger in Mexiko lebte, hatte sie bereits eine gewisse Vorsicht mit Wertgegenständen entwickelt. Sobald ich mit dem Bargeld zurück im Auto war, bestand sie darauf, das Geld auf mehrere Geldtaschen zu verteilen und nicht alles an einem Ort aufzubewahren. Ich belächelte sie dafür, später stellte sich jedoch heraus, dass das eine gute Idee war...
Nachdem wir die Mautstelle endlich erfolgreich durchfahren konnten, dämmerte es bereits. Google Maps auf Victorias Handy sagte uns, dass wir noch ca. 1,5 Stunden Fahrt vor uns hatten, was für uns hieß, dass wir es noch zum Abendessen ins Hotel schaffen würden. Erleichtert, diese Odyssee hinter uns zu haben, machte sich die anfängliche gute Laune wieder breit. Wir drehten die Musik wieder auf und ließen uns entspannt vom Navi zurück ins Hotel lotsen. Plötzlich poppte allerdings die Benachrichtigung auf: niedriger Akkustand. Oh nein! Ladekabel hatten wir selbstverständlich keines mit dabei. Minuten später schaltete sich das Handy aus und wir waren völlig auf uns alleine gestellt. Auf Straßenschilder hatten wir auf unserer Hinfahrt am Morgen natürlich nicht geachtet und auf unseren Orientierungssinn, den wir von unserem Vater erbten, konnten wir uns leider auch nicht verlassen.
Es hieß nun ganz altmodisch Wegschilder zu lesen und nach dem Weg zu fragen, wenn wir nicht weiter wussten. Irgendwie kämpften wir uns durch, hatten jedoch nicht die leiseste Ahnung, ob wir uns auf dem richtigen Weg befinden, geschweige denn, ob wir in die richtige Richtung fahren. Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, wurden wir dann auch noch von der Polizei für eine Routinekontrolle aufgehalten. Der Polizist verlangte Führerschein und Zulassung, inspizierte unser geliehenes Auto und führte ein für mich unverständliches spanisches Gespräch mit seinem Polizeikollegen. Am Ende seiner Inspektion trat er wieder zum Fahrerfenster heran und sagte zu meiner Schwester, wir könnten nicht mehr weiterfahren. Er müsse uns den Führerschein einziehen und wir könnten uns diesen dann morgen auf der Polizeistation in Cancún abholen. Und wie soll die Geschichte jetzt weiter gehen? Wir konnten nicht glauben, was gerade geschah... Victoria diskutierte mit dem Beamten und versuchte zu erfahren, warum er uns den Führerschein nicht wiedergebe. Das ganze Gespräch lief auf eines hinaus: die Polizisten wollten unser Geld. Sie forderten unser gesamtes Bargeld im Gegenzug für die Rückgabe des Führerscheins. Einem bewaffneten Polizisten widersprachen wir natürlich nicht und nun kam uns Victorias Vorsicht zugute. Sie kramte das Geldtäschchen mit dem wenigsten Bargeld heraus, übergab den Inhalt von knapp 20 € dem Beamten und er ließ uns weiterfahren. Ich konnte nicht glauben was gerade geschehen war, hatte Angst und war aber zeitgleich auch stolz auf meine kleine Schwester, die uns so mutig aus dieser Situation herausgeredet hatte.
Inzwischen war es bereits nach Mitternacht, wir waren erledigt und am Ende mit unseren Nerven. Nachdem wir zum Glück irgendwie den Weg zurück in unser Hotel fanden, fielen wir sofort ins Land der Träume. Die nächsten beiden Tage waren wir zwar ebenso viel unterwegs wie am ersten Tag, hatten jedoch aus unseren Fehlern gelernt! Wir waren Schnorcheln, beobachteten Schildkröten, schwammen in glassklaren Cenoten und genossen die köstlich mexikanische Küche, jedoch immer mit genügend Bargeld, verteilt auf verschiedene Taschen, und einem Ladekabel.
Trotz des widerfahrenen Pechs hatten wir eine unvergessliche Zeit zusammen. Bekanntlich schweißen Erlebnisse dieser Art zusammen – und wir haben eine coole Urlaubsgeschichte zu erzählen.
von Sarah Neumayr
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