Acheron – von Göttern, Orakeln und der griechischen Mythologie…

Acheron – von Göttern, Orakeln und der griechischen Mythologie…

Orakel (Bild: shutterstock.com)

Nur wenige Kilometer südlich von Parga, nahe des Örtchens Amoudia, überquert  die Straße einen völlig unscheinbaren, von einem breiten Schilfrand gesäumten, trägen Fluss, dessen Name eher wenigen Griechenlandbesuchern  geläufig sein dürfte, den Acheron.

Erinnerungen an die Schulzeit werden wach, wo man im Geschichtsunterricht mit der manchmal reichlich verwirrenden altgriechische Mythologie und dem ausschweifenden Liebesleben antiker Götter konfrontiert  wurde. Man ist überrascht, dass dieser Fluss ganz offensichtlich nicht nur der Mythologie entsprang, sondern dass es ihn tatsächlich gibt.

Der Fluss Acheron war für alle Griechen ein tabubehaftetes Symbol und bedeutete die Grenze zwischen Leben und Tod. So beschrieb Griechenlands großer Geschichtsschreiber Homer, wie die Seelen der Toten durch den mythischen Fährmann Charon mit dem Nachen ins Jenseits, in den Hades übergesetzt wurden. Topografisch genau soll er geschildert haben, wie Odysseus auf den Rat der Zauberin Kirke hin an dieser Stelle ins Schattenreich der Verstorbenen hinabstieg und in die Welt der Lebenden wieder zurückkehrte.

Andere Legenden berichten, dass Hermes die Seelen der Toten durch das Wasser des Sees Acherousia führte.  Zuvor wurde man allerdings einem Orakel unterworfen, das sich auf einem Hügel nahe des Sees befand. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Totenorakel von Nekromanteion, das 167 v. Chr. von den Römern zerstört wurde, unter einer kleinen Kirche wiederentdeckt. Die Ausgrabungen können besichtigt werden. Den See gibt es nicht mehr, aber in Amoudia gibt es gleich mehrere Fährleute, die mit interessierten Touristen den Acheron befahren und sicher wieder zurückbringen, damit sie in einer der umliegenden Tavernen schnell noch ein paar Euro ausgeben können.

Will man zu den berühmten Quellen des Acheron vorstoßen, peilt man am besten die Ortschaft Glyki an. Die Hinweisschilder sind übrigens fast durchwegs nur in Griechisch, weshalb es sich empfiehlt, sich zumindest einige griechische Buchstaben einzuprägen, dann tut man sich leichter. Eine schmale Straße führt entlang des plötzlich hellgrünen und glasklaren Flusses bis zu einem Parkplatz in einer Schlucht. Hier gibt es zur Stärkung der Lebenden mehrere Tavernen, denn nun geht es nur mehr zu Fuß weiter.

Trotz des wirklich eiskalten Wassers waten nicht wenige Besucher flussaufwärts durch die malerische Schlucht, in der griechischen Sommerhitze eine willkommene Erfrischung. Wer diesen Ausflug plant, sollte aber vielleicht doch besser von daheim hohe Gummistiefel oder wegen des steinigen Bachbettes zumindest rutschfeste Badeschuhe mitnehmen, so man nicht darauf aus ist, allzu tief in die griechische Jenseits- Mythologie einzutauchen.

Text: Gerda Walton (Idealtours Reiseleiterin) Bilder: shutterstock.com

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