ISLAND - mit Isabella Krassnitzer

ISLAND - mit Isabella Krassnitzer

Von Urgewalten geformt, von charakterstarken Menschen bewohnt: Eine Liebe für die Ewigkeit?

Liebe futsch, der Sommer lang, das Herz braucht ISLAND!

Der süße Jeff aus Maine, ein Bild von einem Mann hat Tränen in den Augen. Wir teilen uns Reihe 22 in der Icelandair und ein mini Packerl Nachos. Ich habe Liebeskummer, ihn hat seine Salzburger Freundin verlassen. Wir schauen La La Land und weinen ein wenig.

Reykjavik in Sicht, die Freiheit ruft!

Am Airport trennen sich unsere Wege, zwei Stunden stehe ich in der Reihe um mein Mietauto zu bekommen, versichere es zusätzlich gegen Sandstürme, die es hier immer wieder gibt. Ein Pole, davon arbeiten tausende während des Sommers im Land, führt mich zu meinem VW und flirtet gleich ein bisschen. Oh, das ist gut!

Fahrt Richtung Stykkisholmur
Auf der Fahrt Richtung Stykkisholmur

Ein großer Schluck reines Leben

Es geht nach Norden. Snaefells ist heute das Ziel. Wochen habe ich diese Route ausgearbeitet, in die einsamen Westfjorde soll es später gehen. Der Weg in den rauen Teil der Insel ist einfach ein Traum. Scharfkantige, pechschwarze Lavafelder meilenweit, im Landesinneren ein glitzernder Fjord und heiße Quellen die in den Ebenen blubbern. In der Ferne ein langer Gebirgskamm aus dem ein mächtiger Wasserfall herunter stürzt. Pferde, Berge, Glückseligkeit.

In Snaefells pfeift der Wind mit 100 Sachen, der Vollmond steht am Himmel, die Nacht wird nicht ganz dunkel und ich tanze mit einem Glas Wein zum Kreischen der Möwen im Wind.

Windsbraut am eisigen Nordmeer

Die Halbinsel Snaefells mit dem rundgeformten Gletscher scheint nicht von dieser Welt. Ich spaziere an den von Wind und Wetter zerklüfteten Felsbögen an der Küste von Arnastapi. Zart blüht die Heide, laut beherrschen die unterschiedlichsten Vogelarten ihr Revier.

Ein Süppchen zu Mittag, aufgepeppt mit Avocados und Tomaten aus dem Supermarkt, gezogen in den Gewächshäusern Islands natürlich. Die Portionen sind klein, das Essen ist teuer, man darf vom Mitgebrachten aber ein bisschen dazutun.

Vom wildromantisch gelegenen Stykkisholmur geht es mit der Fähre weiter nach Norden, in die Westfjorde. Das ist der älteste Teil Islands, bestehend aus Rücken und Kuppen, Fjorden und Hochebenen. Gletscherüberformte Landschaft in der kein Vulkan mehr speit.

Ruhiges Land, nicht so gefährlich wie der Süden in dem die glühenden Hexen der Vulkane Hekla, Grimsvötn und Katla schlummern. Bricht ein Vulkan aus, hilft das Land zusammen. Schafe werden von Ruß und Asche befreit, Straßen wieder befestigt, Häuser wieder aufgebaut. Isländer sind keine zögerlichen Menschen, dafür bleibt ihnen oft einfach keine Zeit.

Einsame Halbinsel Snaefells

Ankunft in den Westfjorden - heisses Schwimmbad
Ankunft in den Westfjorden

Land der dunklen Basalt- und Vogelberge: die Westfjorde

Hier kommen selbst die Isländer selten hin. Wie Finger erstrecken sich die Westfjorde ins tiefblaue Meer.
Es ist eine atemberaubende Fahrt über kleine Schotterstraßen. Fahren Sie hier ein Stückerl mit...

Paradiesisch gelegen am Ende der Welt: Flateyri

Inga hat mein 5m2 Zimmerchen schön hergerichtet. Weiß gestrichenes Holz macht es hell und freundlich. Alles hat Platz. 

Die wenigen Gäste, die das Häuschen aufnehmen kann, treffen sich zu Tee und einem Glas Wein in der Küche. Überall in den kleinen Herbergen sitzt man an großen Tischen zusammen, darf den Kühlschrank nutzen, teilt sich Kekse, Müsli und Beeren.

Morgens schlägt das Wetter um. Der Frühstückstisch biegt sich unter selbst gemachten Marmeladen, Lachs und vielen gesunden Köstlichkeiten. Isländer schauen auf ihre Gesundheit, sie genießen was die Natur ihnen schenkt.

Viele Städter kommen im Sommer hierher um im eigenen Land Urlaub zu machen. Sich im Norden endgültig niederzulassen ist ungleich schwerer. Es werden kaum Wohnblocks gebaut, die Banken vergeben wenige Kredite, der Schreck der Wirtschaftskrise sitzt noch tief.

Isabella und Doris auf den windigen Westmänner Inseln
Isabella und Doris auf den windigen Westmänner Inseln

Kein langes „Fackeln“ im Land der „Dottirs und Sons“

Inga hat sechs Kinder, der Vater lebt in Schweden. Sie selbst hat in allen nordischen Ländern schon gearbeitet wie viele junge Isländerinnen die im Ausland nach einem festen Einkommen suchen. Im Winter gibt es hier ja nichts zu tun, außer man hat einen Hof zu bewirtschaften. Aber auch da muss man die Einsamkeit mögen, wochenlang sieht man bei eisverwehten Straßen keine Menschenseele.

Isländer sind starke Menschen. Sie sind fröhlich, freundlich und lieben ihr Land. Und im Sommer fahren sie am liebsten schnell auch mal ein Wöcherl ans Mittelmeer. Kontraste erleben, dann umfängt sie wieder die klare Schönheit ihrer Insel.

Über das goldene Dreieck, durch Moore und Seen führt mich mein Weg wieder nach Rejkjavik. Meine Freundin Doris kommt mich besuchen, wir fahren über die blaue Lagune in den märchenhaften Süden.

Eine Rausch für die Sinne in sattem Grün

Seit Stunden gießt es in Strömen. Ist es im Nordwesten der Insel schön, schüttet es meist im Südosten. Hier sind wir gerade unterwegs, der Boden steht unter Wasser. Dann hört der Regen auf, das satte Grün der Vegetation leuchtet wie im Märchen, von den Bergen springen riesige Wasserfälle in ein Bett aus Moosen und Steinen.

Im Niemandsland der Elemente

Stundenlang fahren wir in Richtung Osten. Kirkjubaejarklaustur ist das Ziel. An kilometerlangen Lavahalden geht es vorbei, gespenstisch pfeift der Sturm um das Auto. Der Ozean ist bleigrau, das nächste Grün ist weit weg. Wir kommen uns vor als wären wir in die widerspenstige Welt der Trolle eingetaucht.

Ein Blau wie der Himmel

Gepresstes Eis im Sonnenlicht ist eine wahre Schönheit. Wir entdecken sie auf dem Spaziergang an die Gletscherzunge. Rundherum picknicken fröhlich Paare und Familien, der Ausblick ist berauschend. Ich möchte am liebsten im Kreis lachen!

um den Skogafoss, an der Gletscherzunge

The Bond Lagoon, Eisberge und viel Geröll

Natürlich besuchen wir im Osten die Lagune in der James Bond gedreht wurde.
Wir kommen spät an, ein Glück, es ist kaum noch einer da. So ganz im Osten der Insel ist man den mächtigen Gletschern ganz nah.

Von den Eisfeldern des Vatnajökull weht ein kalter Wind, Robben tauchen im Meer.

Die Westmänner Inseln bei Sonne und Sturm!

Grau und regnerisch gibt sich neuerlich der Süden von Island. Aber in der Ferne leuchtet ein Sonnenspot am Meer. Die Heimaey Inseln, die Westmänner Inseln, das jüngste Kind der Insel erhebt sich aus den wilden Wellen. Geologisch blutjung, immer wieder von Vulkanasche verschüttet, trotzen die Einwohner der Natur, behandeln sie liebevoll und sind stolz auf ihre Heimat. Wir bekommen die letzten zwei Plätze auf der Fähre und bei diesem zauberhaften Ausflug gibt es nur eines zu tun: zu staunen! Nach dem steilen Aufstieg auf den Vulkankegel, in den einen der Sturm beinahe hineintreibt, gibt es zarten Hering in Honig-Kräutermarinade eingelegt. Ein Gedicht ist das!

Im Tölt zu Bauernhöfen und heißen Badequellen

Fröhlich und beschwingt wie auf einem Islandpferd geht es mit dem Auto wieder in die grünen Regionen des Landes. In einer heißen Quelle anzustoßen, die Bergschuhe von sich geschleudert, den Schwefelgeruch in der Nase, welche Freude!

Gediegen speisen wir am Ende der Reise in der Hauptstadt. In Fichtennadeln Gebeiztes, fein Gegartes, herrliche Drinks. Reykjavik hat einen ganz eigenen Charme. Es gibt beheizte Gehsteige, Golfplätze die bis Mitternacht geöffnet haben und ein Nachtleben zu dem sogar New Yorker anreisen. Dennoch ist die Stadt friedlich, ruhig und freundlich.

Und ja: ich habe den eingegrabenen, fermentierten Hai, die Delikatesse Islands probiert. Das allerdings tu ich nie wieder.

Isabella Krassnitzer
Isabella Krassnitzer

Noch möchte ich gar nicht nach Hause. Aber der Abschiedsschmerz geht nicht so tief, weiß ich doch, ich komme wieder!
 

Kommen Sie mit mir auf die Insel am Rande der Welt?
 

Herzlich, Ihre Isabella Krassnitzer.