Silvesterbräuche aus aller Welt

Silvesterbräuche aus aller Welt

Zu Silvester werden fleißig Glücksbringer verschenkt. Vor allem vierblättrige Kleeblätter, Kaminkehrer, Hufeisen, Fliegenpilze und Schweinchen versprechen Gesundheit, Glück und Geld im neuen Jahr – und wer wünscht sich das nicht? Aber auch kuriose Bräuche und alte Traditionen sorgen für jede Menge Abwechslung am Jahresende, teils geht es dabei sehr verrückt zu.

Silvester

Silvester hierzulande bedeutet meist: ein schmackhaftes Raclette oder Fondue mit Freunden, Bleigießen und in die Zukunft blicken, zuvor mitlachen beim alljährlichen „Dinner for One“ im TV, um Mitternacht mit einem „Prosit Neujahr!“ die Korken knallen lassen, bevor dann der ein oder andere Walzer zu den dumpfen Klängen der Pummerin getanzt wird und diverse Glücksbringer aus Schokolade oder Marzipan verschenkt werden. Am nächsten Tag steht dann noch das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker sowie diverse Feuerwerks-Spektakel auf dem Programm. Wer in diesem Jahr zu Silvester mal etwas Neues ausprobieren möchte, der findet hier einen kleinen Überblick dessen, welche Bräuche es in anderen Ländern rund um den Globus gibt.

Papierschnipsel Argentinien

Argentinien – Bis die Fetzen fliegen

Obwohl die Temperaturen in der südamerikanischen Republik die 30-Grad-Celsius-Marke in der Silvesternacht bei weitem überschreiten, schneit es im ganzen Land. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um echten Schnee, sondern vielmehr um Papierflocken, die Ende Dezember am letzten Arbeits- und Schultag aus den Fenstern und von den Balkonen rieseln. Eine Tradition besagt nämlich, sich von den Altlasten des Jahres zu befreien – so werden in Firmen und Büros alte Unterlagen und Dokumente kurzerhand im Schredder zu Papierfetzen zerkleinert, die dann als weiße Flocken auf der Straße landen. Und da im Dezember mit den Sommerferien das Schuljahr endet, „entsorgen“ zahlreiche Schüler und Studenten auf diese Weise ihre Schulbücher und Hefte, die nicht mehr gebraucht werden. Leise rieselt der Schnee…

Bulgarien – Mit Schlägen in das neue Jahr

Etwas eigenwillig zeigen sich die Rituale in Bulgarien, denn hier haben Schläge auf den Rücken eine lange Tradition. Die Hiebe werden mit der Surwatschka, einem bunt geschmückten Ast aus dem harten Holz des Kornelkirschbaums, vollführt. Sie versprechen Gesundheit und sollen Reichtum im neuen Jahr bringen. Des Weiteren laufen Männer zu Neujahr in Fellkostümen verkleidet durch die Gegend, um böse Geister zu vertreiben. Die aufwendig gestalteten Kostüme der sogenannten Kukeri-Ungeheuer erinnern an unsere Krampusse.

Drache China

China – das Fest aller Feste

Neujahr ist in China das wichtigste Fest des Jahres. Auch als Frühlingsfest Chunjie bezeichnet, steht es ganz im Zeichen der Familie. Millionen reisen dafür in ihre Heimatdörfer, viele Chinesen haben deshalb rund eine Woche arbeitsfrei. Das Datum ist jedoch nicht wie bei uns der 31. Dezember, also der letzte Tag des Gregorianischen Kalenders, sondern richtet sich nach dem Mondkalender. Es ist der Tag des ersten Vollmondes nach dem 21. Jänner, im nächsten Jahr fällt es somit auf den 12. Februar. Traditionell werden alle Häuser mit Bambuszweigen geputzt, die Bettwäsche getauscht und das Haus mit roten Papierstreifen dekoriert. Am Abend ab 23 Uhr werden zudem alle Fenster und Türen geöffnet, damit das Glück für das neue Jahr im Haus Einzug hält. Und mit buntem Feuerwerk und traditionsreichen Drachen- und Löwentänzen wird das neue Jahr schließlich begrüßt.

Dänemark – Sprung ins neue Jahr

In Dänemark gilt es, ein striktes Silvesterprotokoll einzuhalten: Erst wird der royalen Ansprache der Königin gelauscht, danach wird das traditionelle Silvesteressen – Stockfisch oder Dorsch – serviert, dazu wird ein mit Kümmel aromatisierter Branntwein namens Aquavit gereicht und zu guter Letzt wird beim letzten Glockenschlag um Mitternacht vom Stuhl gesprungen. Damit der Sprung vom Stuhl auch nicht danebengeht, sollte beim Aquavit nicht zu tief ins Glas geschaut werden.

Sauna

Finnland – Schweigen in der Sauna

In Finnland fängt Silvester – wie könnte es anders sein – in der Sauna an. Sekt und gute Stimmung sind angesagt, während die Seele beim Schwitzen gereinigt wird. Mit bunten Konfetti, Masken und Hütchen wird dann traditionell bei Kartoffelsalat und Würstchen, sogenannte Nakki, anschließend laut und ausgelassen gefeiert. Bis am nächsten Tag abermals ein Saunabesuch ansteht, dieses Mal jedoch ohne jeglichen Lärm. Andächtig und schweigsam geht es dann in der Sauna zu, denn es gilt: Wer zuerst spricht, den plagen im Sommer die Mücken.

Casino

Griechenland – Ihre Einsätze bitte

Ob Jung oder Alt: In Griechenland wird zu Silvester ordentlich gezockt. Entweder beim Kartenspielen zu Hause mit der Familie oder beim Würfeln mit Freunden. Auch ein Besuch im Casino steht stets hoch im Kurs. Doch egal wo es stattfindet, das gesellige Neujahrs-Glücksspiel beginnt am Abend des 31. Dezembers und kann bis zum Sonnenaufgang am 1. Jänner dauern. Verlierer gibt es dabei keine, denn das Motto der Griechen lautet: Wer gewinnt, hat Glück das ganze Jahr hindurch. Wer verliert, hat eben Glück in der Liebe.

Sprung ins Meer

Holland – Laute Raketen und kaltes Wasser

In den Niederlanden gibt es gleich mehrere Bräuche zu Silvester. So isst man beispielsweise landesweit so viele Oliebollen, wie man verdrücken kann. Das sind kugelrunde Krapfen, teils auch mit Rosinen gefüllt, die meist am Vormittag des 31. Dezembers selbst gebacken werden. Im Norden, Osten und Süden des Landes ist zudem der Brauch Carbid schieten weit verbreitet und sehr beliebt. Dabei wird eine Milchkanne mit Calciumcarbid gefüllt, mit einem Fußball obendrauf verschlossen und dann angezündet – Lärm und Krach sind dabei garantiert! Für ganz Holland gilt: Ohne Vuurwerk, also Feuerwerk, ist Silvester schier unvorstellbar. Das Motto lautet: Raus auf die Straße oder auf den Balkon, und schon wird mit viel Lärm rund eine Stunde lang losgeböllert. Am Neujahrstag trifft man sich dann um die Mittagszeit zum traditionellen Nieuwjaarsduik, einem erquickenden Bad im Meer. Dabei wünscht man sich ein frisches, neues Jahr – egal wie kalt das Wasser ist.

Italien – Rote Dessous versprechen Erfolg

In unserem Nachbarland Italien geht es zu Silvester heiß her: Hier gilt es nämlich als Pflicht, rote Unterwäsche in der Neujahrsnacht zu tragen, denn dann winken einem Glück und Erfolg im neuen Jahr. Dieser Brauch ist übrigens in mehreren südländischen Staaten beliebt, so werden beispielsweise auch in Chile, Spanien und Mexiko rote Dessous zu Silvester getragen, denn die Farbe Rot steht unter anderem für die Liebe – und davon kann man nie genug bekommen.

Koffer

Kolumbien & Mexiko – Mit dem Koffer vor das Haus

Wer im kommenden Jahr viel reisen möchte, der stellt am besten seinen Koffer vor die Tür. So besagt es zumindest ein mexikanischer Brauch. Manche reisefreudigen Mexikaner tragen ihre Reisekoffer auch in der Wohnung oder im Haus spazieren. Einen ähnlichen Brauch zum Jahreswechsel gibt es auch im südamerikanischen Kolumbien. Hier ist es nämlich Tradition, am letzten Tag des Jahres vollgepackte Koffer sogar durch die Straßen zu tragen. Dann nämlich soll ihnen einer Sage nach ein Jahr voller Reisen bevorstehen.

Philippinen – Luftsprünge für mehr Wachstum

Um das Wachstum anzuregen, springen Kinder wie Erwachsene auf den Philippinen zu Silvester möglichst oft in die Luft. Ähnlich wie in China werden dann abends auch hier alle Türen und Fenster aufgemacht sowie Lampen und Laternen in die Fenster gestellt, um dem Glück Eintritt zu gewähren. Zudem steckt man sich auf den Philippinen zu Silvester Münzen in alle Hosen- und Jackentaschen – das soll reichlich Wohlstand im neuen Jahr garantieren.

Schuh

Polen – Jede Menge Mohn im Schuh

Singlefrauen aufgepasst, denn in Polen gibt es einen witzigen Silvesterbrauch: Wer auf der Suche ist nach einem Partner, der streut zum Jahreswechsel ganz einfach Mohn in seinen Schuh. Gespart werden braucht dabei nicht, denn die Zahl der Mohnkörner steht für die Zahl der künftigen Verehrer. Wie in China und den Philippinen werden auch in Polen Fenster und Türen in der Nacht geöffnet, um gute Geister ins Haus zu lassen. Doch im Gegensatz zum chinesischen Brauch, sein Haus am Jahresende zu putzen, sollte man dies in Polen dringlichst vermeiden. Sonst verscheucht man sein Glück nämlich wieder.

Portugal – Das größte Feuerwerk der Welt

In Portugal wiederum gilt es, zu Mitternacht zwölf Rosinen zu essen. Jede Rosine steht dabei für einen Wunsch, somit hat man für jeden Monat des neuen Jahres einen Wunsch frei. Am Abend wird traditionell Canja de Galinha, eine kräftige Hühnersuppe, serviert. Und wer sein Glück noch erhöhen möchte, der zieht am besten in der Silvesternacht eine neue und – im Gegensatz zu anderen Südländern – eine hellblaue Unterwäsche an. Übrigens: Das angeblich größte Feuerwerk der Welt kann auf der portugiesischen Insel Madeira bestaunt werden.

Uhr

Spanien – Weintrauben zum Glockenklang

Ähnlich wie bei uns in Österreich, sind zu Silvester um Mitternacht die Glockenschläge einer Turmuhr auf dem Platz Puerta del Sol in Madrid landesweit im Fernsehen zu hören. Doch statt dazu Donauwalzer zu tanzen, essen die Spanier einer spanischen Überlieferung nach zu jedem Glockenschlag eine Weintraube. Damit es Glück bringt, muss die letzte Traube verschlungen sein, sobald der letzte Glockenschlag ertönt. Im Supermarkt werden für diesen Brauch sogar Packungen mit zwölf einzelnen Trauben angeboten. Dann wird mit dem spanischen Cava auf das neue Jahr angestoßen, idealerweise mit einem goldenen Ring im Sektglas, der zusätzlich das Glück im neuen Jahr verstärken soll.

Tschechien – Im Apfel steckt die Zukunft

Wie in vielen anderen Ländern auch, ist das Bleigießen in Tschechien zu Silvester weit verbreitet. Noch typischer und älter aber ist der Blick in die Zukunft anhand eines Apfels. Wie das funktioniert? Beim sogenannten Apfelorakel wird der Apfel erst halbiert, damit das jeweilige Schicksal dann am Kerngehäuse abgelesen werden kann. Dann kommt es auf die Anordnung der Apfelkerne an: Bilden die Kerne beispielsweise ein Kreuz, dann droht Unheil. Sind die Apfelkerne eher sternenförmig angeordnet, verheißt es Glück im neuen Jahr.

Champagner

Russland – Asche im Champagner

In Russland richtet man sich nach dem Julianischen Kalender, so wird Neujahr erst am 13. Jänner gefeiert. Bevor die Kreml-Glocke die letzten zwölf Schläge des Jahres anstimmt, wird Asche in den Champagner gestreut. Dazu wird vorher ein Wunsch auf ein Blatt Papier aufgeschrieben, der anschließend verbrannt und eben dann in den Champagner gekippt wird. Der Wunsch geht allerdings nur dann in Erfüllung, wenn das Glas bis Punkt Mitternacht ausgetrunken wird. Zudem wird in der Neujahrsnacht die russische Silvesterlegende rund um Väterchen Frost und dessen Begleiterin Snegurotschka, sprich Schneeflöckchen, erzählt, die durch das Land sausen und Geschenke verteilen. Für die Erwachsenen heißt es dann: Überraschungen für die Kinder in den Betten verstecken nicht vergessen. 

Text von Michaela Ehammer, Reise-Expertin Brixen im Thale